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1. Online-Hass und die Betroffenen
Hass im Netz hat in den letzten Jahren stark zugenommen und wird in der Öffentlichkeit vielfach diskutiert. Doch wie zeigt sich Hass im Netz und wer ist besonders davon betroffen?
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2. Die Motive der Angreifer*innen
Beim Umgang mit Online-Hass ist es hilfreich, sich mit den Motiven der Täter*innen auseinanderzusetzen. Denn sobald Kommentare und Rückmeldungen unangemessen oder gar beleidigend werden, haben sie nichts mehr mit der kritisierten Person oder ihrer Leistung zu tun. Vielmehr unterliegen die Täter*innen verschiedenen psychologischen Wahrnehmungsverzerrungen (Bias).
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3. Konsequenzen und Schutztechniken
Hate-Speech hat auf die Betroffenen erhebliche negative Auswirkungen, die nicht schwächer sind als bei Angriffen in der Offline-Welt. Im Folgenden werden die unterschiedlichen Ausprägungen beschrieben.
- 3.1 Auswirkungen von Hass auf die Angegriffenen
- 3.2 Erste Hilfe Tipps: Was habe ich für Möglichkeiten?
- 3.3 Nützliche Strategien bei der Konfrontation mit Hass
- 3.6 Techniken: Starke Gefühle regulieren und an emotionale Ressourcen anknüpfen
- 3.4 Hilfreiches zur Auseinandersetzung mit Angreifer*innen
- 3.7 Techniken: Grübeln, negative Bilder und Gedanken loslassen
- 3.5 Quizfragen zu Strategien gegen Hass im Netz
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4. Zum Abschluss: Übungen zum Selbstschutz
1.1 Hass im Netz: Wer ist betroffen?
Hass im Netz hat in den letzten Jahren stark zugenommen und wird in der Öffentlichkeit vielfach diskutiert. Doch wie zeigt sich Hass im Netz und wer ist besonders davon betroffen?
Was ist Hass im Netz?
Hass im Netz äußert sich in Form von entwertenden und beleidigenden Kommentaren und Gewaltandrohungen gegenüber einzelnen Personen oder Personengruppen. Dabei kann sich Hass einerseits individuell zeigen, also als Angriffe auf eine bestimmte Person (dies wird auch als toxisches Feedback bezeichnet). Andererseits kann Hass gruppenbezogen auftreten: Hierbei werden Menschen auf Grundlage ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe mit entwertenden Äußerungen belegt. Dies kann sich beispielsweise auf das Geschlecht, die Religion, oder die Herkunft beziehen. Diese zweite Variante wird im engeren Sinne als Hate Speech bezeichnet und ist eine Form von Diskriminierung.
Toxisches Feedback und Cybermobbing Hate-Speech (Hassrede)
Bei diesen Angriffen stehen Individuen oder Institutionen im Vordergrund, nicht ihre Zugehörigkeit oder Verbundenheit zu einer diskriminierten Menschengruppe. Daher kann sich toxisches Feedback auch gegen Angehörige privilegierter Gruppen richten. Häufig betroffen sind Journalist*innen und andere Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen und wegen einer Äußerung, eines Artikels oder eines Posts herabwürdigend kritisiert werden. Kommt es zu einer massenhaften Verbreitung der negativen und abwertenden Reaktionen, handelt es sich um einen Shitstorm. Der Shitstorm als Welle der Empörung kann eine große Eigendynamik entfachen und immer weitere Kreise ziehen.
Anders ist es bei Cybermobbing: Hier kommen die Täter*innen in der Regel aus dem (analogen) Umfeld der Betroffenen und attackieren eine Person massiv über einen längeren Zeitraum hinweg. Dabei bleiben die Täter*innen durch die Verschleierung ihrer Identität im Netz häufig anonym. Cybermobbing kann jede*n treffen und hat nichts mit der gemobbten Person zu tun, vielmehr sind die Betroffenen – wie bei Hate-Speech und Diskriminierung auch – Projektionsfläche für bestimmte Vorurteile und Defizite der Täter*innen.
→ Zum Weiterlesen: Broschüre von klicksafe: Ratgeber Cybermobbing
Hate-Speech (Hassrede)
Bei Angriffen der zweiten Kategorie handelt es sich um Hate-Speech (Hassrede). Hassrede hat einen politischen Hintergrund, denn bei Hassrede werden Menschen angegriffen, die in der Gesellschaft von struktureller Diskriminierung betroffen sind. Selbst wenn einzelne Menschen scheinbar individuell attackiert werden ist die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit1 zum Beispiel gegen Frauen, People of Colour2, behinderte Menschen oder LGBTQI*3 Menschen die Grundlage der Angriffe. Diese funktionieren vor allem deswegen, weil sie kollektiv verankerte Abwertungen in der Gesellschaft ansprechen. Zum Beispiel gibt es weit verbreitete Vorurteile gegenüber Muslim*innen. Indem bei Hassrede solche weit verbreiteten negativen Stereotype aufgegriffen werden, können die Äußerungen leicht Sympathisant*innen gewinnen.
→ Zum Weiterlesen: Broschüre der Amadeu Antonio Stiftung: Geh Sterben – Umgang mit Hate-Speech und Kommentaren im Internet.
Begriffserklärungen
1) Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit bezeichnet verschiedene Einstellungen, die Feindlichkeit gegenüber bestimmten Gruppen anderer Menschen ausdrücken. Die einzelnen Ausprägungen sind: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Etabliertenvorrechte (d.h., dass diejenigen, die zuerst da sind, mehr Rechte haben sollen als etwa Zugezogene), Sexismus und Heterophobie (d.h. Angst vor Menschen, die von der Mehrheitsgesellschaft als „anders“ definiert werden, z.B. Homosexuelle, Behinderte oder Obdachlose).
2) People of Color ist ein Begriff für Menschen, die in der Mehrheitsgesellschaft als nicht-weiß angesehen werden und sich wegen ethnischer und/oder rassistischer Zuschreibungen verschiedenen Formen des Rassismus ausgesetzt sehen. Der Begriff ist vor allem auch eine Selbstbezeichnung entsprechender Gruppen.
→ Quelle: Online-Glossar Mut gegen rechte Gewalt.
3) LGBTIQ* (aus dem Englischen) steht für Lesbisch Schwul Bi Trans Inter und Queer beziehungsweise im Englischen entsprechend für Lesbian Gay Bisexual Trans Intersex Queer. Das Sternchen wird angehängt um die mögliche Uneindeindeutigkeit geschlechtlicher Identität oder sexueller Orientierung auszudrücken. Die Abweichungen von den sexuellen und geschlechtlichen Orientierungen der Mehrheitsgesellschaft eint Menschen in der LGBTIQ*-Community .
→ Quelle: Online-Glossar von meingeschlecht.de